Backerbsen, also in heißem Fett ausgebackene Teigtropfen, scheinen ein Phänomen zu sein, welches laut Wikipedia „eine typische Suppeneinlage der Regionalküchen im mitteleuropäischen Raum“ darstellt. Schwammiger kann man’s wohl nicht formulieren. Die Suppeneinlage mit Ursprung in Vorarlberg scheint jedoch strikt auf den deutschsprachigen Raum Europas beschränkt zu sein. Auch nach gründlicher Recherche fand ich im Internet mit „fried batter pearls“ nur eine einzige Übersetzung, die zudem eher umständlich-beschreibend und nicht nach sentimentalen Kindheitserinnerungen klingt.
Backerbsen verbinde ich persönlich nämlich zum einen mit einem Ort und zum anderem einem Datum. Das eine hat dabei aber nichts mit dem anderen zu tun. Bei dem Ort handelte es sich um das Brotfach in der Resopalküche meiner Großmutter väterlicherseits, in dem eben nicht nur Brot, sondern aus unerfindlichen Gründen auch die Maggiflasche und ein Vorrat an Backerbsen aufbewahrt wurden. Vielleicht befand sich beides auch in unterschiedlichen Fächern und ich werfe da im gegenwärtigen Lebenszeitalter etwas durcheinander. In diesem Fall müssen wir leider warten, bis im hohen Alter auch die Details der frühen Kindheit wieder ins Gedächtnis zurückkehren. In jedem Fall hat die Brotlade einen faszinierenden Magnetverschluss und in jedem Fall aß ich, wenn niemand hinschaute, gerne einige Backerbsen mit ein paar Tropfen Maggiwürze. Einfach so, auch wenn ich natürlich die dazugehörige Suppe nicht abgelehnt hätte. Ich war schließlich ein hungriges Kind. Die Suppe gab es – und damit kommen wir zum angekündigten Datum – immer am 24. Dezember. Oder an Heilig Früh, wie das im Familien-Jargon hieß. Dann nämlich war das Suppenhuhn für die Königinnenpastetchen am Heiligen Abend ausgekocht und die feste Speisenabfolge der Weihnachtstage begann mit einer kräftigen Hühnersuppe mit Markklößchen und Backerbsen. Ich hätte die Backerbsen aber auch so gegessen. Mit ein paar Tropfen Maggiwürze vielleicht.