La France en Pâtisserie – Gastbeitrag von Jennifer Braun

Foodfotografin Jennifer Braun (links) und Canéles de Bordeaux (rechts)
(Fotos: Johannes J. Arens & Jennifer Braun)

Die größte Herausforderung war eigentlich die Hitze. Wir haben in den beiden Wochen fotografiert, in denen es knapp 35 Grad hatte. Mein Studio ist dann wie ein kleines Gewächshaus, dass sich noch zusätzlich aufheizt. An manchen Tagen haben wir ja auch mit Maske gearbeitet, da bin ich schon ein bisschen ins Schwitzen gekommen.

Ansonsten war das Projekt eigentlich ein großes Vergnügen. Herausforderung klingt direkt so negativ. Die ganze Freiheit, die wir hatten, ist etwas sehr Positives. Ich unterteile das Fotografieren in „richtige Arbeit“ und „Vergnügen“. Die Pâtisserie fällt definitiv in die letzte Kategorie.

Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren Fotografin und habe mit sehr vielen Auftraggebern zu tun. Da hat man immer schon im Hinterkopf, was der Kunde denkt, was er braucht oder was ihm gefallen könnte. Das ist normalerweise auch gut, weil man dann zumeist nicht direkt daneben liegt. Aber manchmal bleiben die eigenen Vorstellungen vom Bild dadurch auf der Strecke. 

Das war hier so gar nicht der Fall, ich konnte ganz frei in alle Richtungen denken, auch wenn ich mich manchmal dabei ertappt habe, wie ich mit diesem Filter im Kopf angefangen habe.

Ich ordne gerne die Dinge auf meinen Fotos. Ich mag das, wenn sich da plötzlich eine Linie ergibt, die an anderer Stelle wieder durchbrochen wird – Bilder, die ich so konzeptionieren und bauen kann, wie das meinem ästhetischen Empfinden entspricht.

Mein Lieblingsmotiv sind die Canéles, da habe ich diese Reihung und Ordnung auf die Spitze getrieben. Die sind gleichzeitig auch mein liebstes Gebäck, weil sie das Beste aus der Oberpfalz und Frankreich zusammenbringen. Sie erinnern mich zu gleichen Teilen an zuhause, an Fettgebäck aus der Oberpfalz, aber auch an Fernweh und Reisen.

Jennifer Braun ist gelernte Werbefotografin und studierte Kommunikationsdesignerin. Sie entschied sich für das Metier, weil sie nicht zeichnen konnte, wohl aber die Bilder gestalten wollte. Sie fotografiert mehrheitlich digital, auch wenn sie gelegentlich mit der Hasselblad die Grenzen und Möglichkeiten analoger Foodfotografie austestet.

Hier gehts zum Projekt: https://www.startnext.com/la-france-en-patisserie

La France en Pâtisserie – Fragen & Antworten zum Crowdfunding

Gleichmäßige Verteilung, August 2020 (Foto: Jennifer Braun)

Weil vielleicht nicht alle wissen, was ein Crowdfunding-Projekt ist, haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst:

Was ist eigentlich Crowdfunding?

„Crowdfunding“ ist Neudeutsch für die Finanzierung eines Projekts durch viele Menschen, die als Gruppe – gemeinsam, aber ggf. ohne sich zu kennen – ein Ziel verfolgen.

In unserem Fall ist das Ziel, ein schönes Buch zu drucken.

Vorab legt man ein sogenanntes „Fundingziel“ fest, also die Summe, die man braucht, um das Projekt zu realisieren.

In unserem Fall liegt diese Summe bei 9.630,- Euro. Sie beinhaltet die Kosten für den Druck, die Verpackung und die Verschickung. Außerdem Honorare für das Crowdfunding-Video und das Lektorat. Wir, also Jennifer Braun, Monika Koch und Johannes Arens, verdienen kein Geld mit diesem Projekt. Wir machen das für Ruhm und Ehre und für das schöne Buch!

Wir nutzen das Crowdfunding, weil es im letzten halben Jahr nicht unbedingt einfacher geworden ist, ein Buchprojekt bei einem Verlag unterzubringen.

Was passiert mit dem Geld, wenn das Projekt Erfolg hat?

Wenn wir die Summe erreichen, produzieren wir das Buch in einer regionalen, echten Druckerei und schicken es euch zu. Die Auflage liegt derzeit bei 500 Stück und ist damit sehr exlusiv. Denn das Produkt geht (zumindest in dieser Runde) NICHT in die Buchläden, weil wir dafür zu klein sind. Ihr bekommt also ein einzigartiges, hochwertiges Buch, dass man ansonsten nicht kaufen kann.

Was passiert mit meinem Geld, wenn die Summe nicht erreicht wird?

Wenn wir unser finanzielles Ziel nicht erreichen, geht das Geld zurück an euch. Mit der Summe, die ihr jetzt in die Finanzierung von „La France en Pâtisserie“ steckt, geht ihr also kein finanzielles Risiko ein. Das Budget kommt nur bei uns an, wenn wir die 9.630,- Euro schaffen. Wenn nicht, werden eure Beiträge automatisch zurückgebucht.

Gebrauchsanleitung in zehn Schritten

  1. Die Projektseite im Internetbrowser öffnen: https://www.startnext.com/la-france-en-patisserie
  2. Auf den grünen Schriftzug Unterstützung klicken.
  3. Das Dankeschön (so heißen hier die Unterstützungsmöglichkeiten) an der Seite auswählen. Beispielsweise: 30,00 € Buch.
  4. Auf den grüne Schriftzug Auswählen klicken.
  5. Die Stückzahl/Menge auswählen. Sollte die Anzahl beschränkt sein, ihr aber mehrere Bücher bestellen wollt, müsst ihr dies leider in mehreren Schritten tun. Wenn ihr mögt, könnt ihr auch noch um eine freie Unterstützung aufstocken. (Startnext berechnet pro Buch noch einen Betrag von 3,50 € für die Mission von Startnext. Das ist keine Abzocke, sondern hilft, die Plattform zu ermöglichen.)
  6. Auf Zahlung klicken und entweder Kreditkarte oder Lastschrift auswählen.
  7. Adresse ausfüllen und Nutzungs- und Datenschutzbedingungen ankreuzen.
  8. Kreditkarten- oder Kontodaten ausfüllen.
  9. Grünen Schriftzug Jetzt unterstützen anklicken.
  10. Wenn ihr Profile auf Facebook, Twitter, Instagram und Co. habt, könnt ihr uns außerdem noch durch das Teilen in den Netzwerken helfen.

Vielen lieben Dank!

La France en Pâtisserie – L’état et moi

Der Autor mit einem navette provençale, Avignon (September 2019)

„Wollt ihr nicht auch mal woanders hinfahren?“, wurde ich in den vergangenen Jahren gelegentlich gefragt. „Schon“, antwortete ich dann, „aber solange es noch so viel zu entdecken gibt Frankreich …“

Die strukturierte Erschließung des Nachbarlands begann im Jahr 2006 mit einem ersten mehrtägigen Ausflug in die Champagne. Drei Jahre später waren es soweit, erstmals verbrachten wir unseren kompletten Jahrsurlaub in Frankreich. Zwei Wochen an der Loire, sechzehn Schlösser und diverse Kathedralen in 14 Tagen. Seitdem gab es nur eine einzige Ausnahme, als wir vor ein paar Jahren eine Freundin in Dänemark besuchten und eine Woche im charmanten Aarhus, eine weitere in einem romantischen Ferienhaus auf dem Land verbrachten. „Das war wunderschön“, sagten wir danach zueinander, „aber anders.“

Denn seit jener Tour im Herzen Frankreichs haben wir eine ganze spezielle Reisemethode entwickelt. Die unterbrachen wir nur 2013, als wir eine Woche lange von Colmar aus das Elsass erkundeten. Ansonsten gilt die eiserne Regel: maximal zwei Nächte an einem Ort, danach geht’s weiter.  „Ist das nicht anstrengend“, werde ich gelegentlich gefragt. „Ja“, sage ich dann, „aber ausruhen kann ich mich ja auch zuhause.“ Ein bis zwei Regionen schaffen wir auf diese Art pro Jahr, mit einem oder zwei Zwischenstopps auf dem Hin- und dem Rückweg.

Zehn Unterkünfte notierte ich beispielsweise für die Loire-Tour und auf allen Reisen unzählige interessante Begegnungen, weil wir, wo es geht, private Unterkünfte und Pensionen buchen. Die schönsten Anekdoten ergeben sich zumeist beim Frühstück, das in Zeiten von seltsam seelenlosen Airbnb-Buchungen leider immer seltener zum Angebot dazugehört. Einmal, in Montlouis sur Loire tischten Gastgeber gleich acht verschiedene Marmeladen von Früchten aus dem eigenen Garten auf, ein anderes Mal im Perigord kam der Joghurt aus dem benachbarten Ziegenstall und vor ein paar Jahren im Cantal wurden wir Zeuge, wie die anwesenden Französ*innen sich aufgeregt über die korrekte Qualität des Tomme fraîche für die Truffade aus Kartoffel und Käse stritten, jeweils bemüht uns Nichtwissende vom jeweiligen Standpunkt zu überzeugen. Wer will da woanders Urlaub machen?

Der Autor in Citeaux, Burgund (Oktober 1983)

Ferien in Frankreich haben in meinem Teil der Familie eine längere Tradition. Das Interesse wurde mit den Flitterwochen meiner Eltern eine ihrer gemeinsamen Leidenschaften. Und auch wenn wir in meiner Kindheit nicht wirklich oft Urlaub machten, die wenigen Fahrten ins Burgund und den Elsass haben mich geprägt.

Innerhalb der eigenen Partnerschaft musste das erst erarbeitet werden, weil mein Mann mit jährlichen Pauschalurlauben in Griechenland, der Türkei und auf Ibiza groß wurde und auch ich diese für mich neue Form des Reisens nach Gran Canaria, Malta oder Ischia durchaus genoss. Die Wende kam mit einer ARTE-Dokumentation über gotische Kathedralen und dem bereits erwähnten Ausflug in die Champagne, dann mit einem weiteren Film über Renaissance-Schlösser und der Loire …

Wie bei meinen Eltern ist auch bei uns die Leidenschaft für ein Land und eine bestimmte Art des Reisens zu einem gemeinsamen Projekt geworden (und ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich derartige Parallelen zugeben kann). In 2020 hatten wir unsere Erkundung auf dem Festland, ohne Korsika und Outre-mer, eigentlich abschließen wollen. Das letzte Stück wollten wir entlang der Grenzen zur Schweiz und zu Italien bereisen, entlang der Côte d’Azur und die Rhône wieder hoch Richtung Norden. Und auch über „danach“ hatten wir schon gesprochen. Österreich vielleicht oder doch wieder Skandinavien? „Ich weiß was“, sagte ich 2019 nach unserer Tour durch das Languedoc, „danach fangen wir einfach wieder von vorne an und fahren dahin, wo es uns besonders gut gefallen hat.“

Danach aber kam erst einmal COVID-19 und bereits im März unser Beschluss, alle Pläne für das laufende Jahr auf Eis zu legen – angesichts der im September vor allem im Südosten Frankreichs wütenden Pandemie, ganz offensichtlich die richtige Entscheidung.

Das letzte Stück Frankreich und alle Wiederholungen müssen also noch ein Weilchen warten, bis dahin gibt es erst einmal das eine oder andere Stück Gebäck.

https://www.startnext.com/la-france-en-patisserie

La France en Pâtisserie – 30 Euro für ein bisschen Gebäck?!

La France en Pâtisserie – nach der Schlacht (Foto: Jennifer Braun)

„Das ist für mich eine Erinnerung an eine seltsame Zeit“, antwortet mein Freund Marco als ich ihm den Link zu unserem Startnext-Projekt schicke. „Mein ganzes Leben ist gerade eine Erinnerung an seltsame Zeiten“, schreibe ich gutgelaunt zurück. Denn knapp neun Monate nach Beginn der Pandemie zeigen sich auch beruflich wieder Perspektiven am Horizont. Dabei ist alles ein bisschen anders, vieles neu.

Crowdfunding ist so eine für mich unbekannte Erfahrung. Menschen geben Geld, für etwas das es noch nicht gibt, weil sie es schön oder wichtig finden und weil sie gerne möchten, dass das Vorhaben realisiert wird. Dafür bekommen sie dann ein „Dankeschön“, wie das auf Startnext heißt. In unserem Fall also ein Buch, denn wir crowdfunden ein Buch.

Die Geschichte hinter diesem Projekt ist dabei noch schöner als die Summe seiner Einzelteile. Die Einzelteile bestehen aus 14 Rezepten, 14 Reportagen, 14 eleganten Studiofotografien und einem innovativen Layout. Die Geschichte dahinter ist die einer wundersam organisch gewachsenen kreativen Kooperation.

Hier noch ein weiteres Mal die Genese im Schnelldurchlauf: Reise geplant, Pandemie bricht aus, Reise abgesagt, Fernweh geblieben und Konzept geschrieben. Interessant aber wird es erst, als die Food-Fotografin mich fragt, wer das denn alles fotografieren (und aufessen) soll. Erst dann wird aus der Beschäftigungsmaßnahme mit Bloganschluss ein kreatives Projekt, eine fruchtbare Kooperation, in der wir die Ideen und Visionen des Gegenüber fördern und fordern.

Im August erreichen wir etwas atemlos nach zwei Wochen intensiver Arbeit unser Ziel: die Erkundung der französischen Pâtisserie-Kunst in Wort und Bild, in Gebäck und Selbsterfahrung. Aber schon während wir verschnaufen wird uns klar, dass es schade wäre, jetzt schon aufzuhören. Was, so überlegen wir, wenn wir ein Buch draus machen würden? Das Problem beim Buchmachen ist dabei weniger das Produkt an sich als vielmehr Vermarktung, Vertrieb und Verschickung nach der Drucklegung – also eben das, was normalerweise ein Verlag übernehmen würde. Der aber hat verständlicherweise weniger Interesse an Texten, die schon unterwegs sind und gelesen wurden.

Que faire? Aus dem Dunstkreis des Quartiers am Hafen kommt die Idee des Crowdfundings und wir sagen: Pourquoi pas?

Mit an Bord geht kurz darauf Monika Koch, Kommunikationsdesigner aus Aachen, die ich in meinem letzten festen Job in Aachen kennen und lieben gelernt habe. „Es gibt da zwei Möglichkeiten“, sage ich am Telefon zu ihr, nachdem ich das Projekt erläutert habe, „wir könnten dich einkaufen …“ „Ich nehme die andere Option“, unterbricht sie mich. Und damit steht unser Crowdfunding-Team und ich bin ganz gerührt, wenn ich darüber nachdenke, was aus meiner kleinen Idee geworden ist.

Und während wir mit Sicherheitsabstand zwischen und Kuchen vor uns überlegen, was genau wir da eigentlich machen wollen, wird deutlich, dass wir die Freiheit des Crowdfunding nutzen und keine Kompromisse machen wollen. Nicht in den Texten, nicht in der Fotografie, nicht in der Gestaltung und auch nicht bei der Ausstattung des Buchs.In der ersten Zoom-Konferenz nach dem Angebot der Druckerei gehen wir die erste Kalkulation durch. Das Buch wird teurer werden als wir ursprünglich mal gedacht haben. Obwohl wir für uns drei kein Honorar eingestellt haben, aber eben, weil wir nicht im Internet drucken wollen, sondern in einer regionalen Druckerei, geführt von zwei Schwestern in zweiter Generation. Wir beschließen, dass wir auch hier kompromisslos sein wollen. 30 Euro für ein bisschen Gebäck sind es uns wert!

https://www.startnext.com/la-france-en-patisserie

Von den im August hier publizierten Texten sind vorübergehend nur der Prolog und der Epilog übriggeblieben. Wir sind zwar kein Verlag, aber verkaufen wollen wir ja trotzdem …