miniportion 159: brathering

Heringstöpfe im Stadtmuseum, Köln 2012

Heringstöpfe im Stadtmuseum, Köln 2012

Bei Brathering dachte ich jahrelang an Grit Boettcher. Bis ich bei den Recherchen zu diesem Film herausfand, dass Studienrätin Frau Dr. Knörz, die Englischlehrerin in der fraglichen Szene der siebenteiligen Klamaukreihe „Die Lümmel von der ersten Bank“ gar nicht von Boettcher sondern von einer Schauspielerin namens Ruth Stephan gespielt wurde. Wie dem auch sei, in einer Folge der zwischen 1968 und 1972 gedrehten Filme gibt es eine Szene, in der Schüler Pepe Nietnagel zu Beginn des Unterrichts um die Erläuterung der Aussprache des Wortes „brathering“ bittet, welches er in einem Truman Capote Roman gefunden habe. „Brääässering“, sagt Frau Dr. Knörz und damit ist der Witz eigentlich auch schon vorbei, bei mir aber Jahrzehnte später noch präsent.

Während eine Generation zuvor noch Brathering aus der eigenen Produktion gegessen wurde, kam bei uns nur Dosenware auf den Tisch, meistens am Freitagabend (wahlweise auch Heringsfilet in Senf- oder Tomatensoße und zu besonderen Anlässen auch Thunfisch in Tomatensud mit Erbsen und Zwiebeln). Neben dem panierten Hering mochte ich übrigens vor allem die mitgelieferten Champignons und Zwiebeln.

Vor ein paar Jahren kaufte ich auf einem Flohmarkt einen Keramikbehälter für eingelegte Heringe aus dem Westerwald (die Keramik, nicht der Hering). Damit einher ging der Wunsch, einmal selber Bratheringe zu braten. Mit dem Fahrrad fuhr ich zum einzigen Fischgeschäft meiner Heimatstadt, dass etwas versteckt in einem Industriegebiet zwischen einer Filiale von McFit und einer von Burger King liegt. Frische Heringe gebe es nicht mehr, sagt mir der auskunftsfreudige Fischverkäufer niederländischer Herkunft, man dürfe wegen der Parasitengefahr nur noch solche verkaufen, die eingefroren gewesen seien. Diese könne er mir aber gerne in Dänemark bestellen. Das ging mir dann doch etwas zu weit und ich kaufte ein halbes Dutzend Matjes – die sind wenigstens in der Aussprache unverfänglich.