
Sandwichreigen im Komitee der Regionen, Brüssel 2013
Im Aachener Rathaus hängt ein schönes altes Porträt des Earl of Sandwich. In einem ordentlichen, dicken Rahmen. Im weißen Saal, da, wo man einander gegen Aufpreis die ewige Treue schwören kann. Der Earl soll nämlich zu Zeiten des Wiener Kongresses um 1815 als Diplomat in Aachen geweilt haben. Außerdem soll er ja der erste gewesen sein, der sich von seinen Bediensteten ein Stück gebratenes Fleisch zwischen zwei Brotschreiben hat legen lassen. Aus Zeitnot, weil er beim Spielen nicht unterbrochen werden wollte. Damals gab es ja noch keinen Lieferservice, noch keine Pizzakarton und noch keinen Pizzaburger, wie er derzeit von Dr. Oetker beworben wird.
Mit dem Ausdruck Sandwich verbinde ich watteweiches Brot und einen feinen mayonnaisenlastigen Aufstrich, der mit ein wenig Ei und ein bisschen Kresse auf Vordermann gebracht wird. Vermutlich der Grund, warum mir Sandwiches in meiner Kindheit unbekannt waren. Aus selbstgebackenem Vollkornbrot – womöglich sogar im Blumentopf – und Gouda lässt sich nur schwierig elegantes Fingerfood basteln. Abgesehen davon, dass es als Frevel betrachtet worden wäre, die Rinde abzuschneiden. Deshalb hieß das bei uns Butterbrot und wurde nicht auf einer Etagère sondern auf einem einfachen Holzbrett gereicht.
Sandwiches traten in mein Leben als ich einmal beim Plus ein Haushaltsgerätesortiment kaufte, das neben einem klassischen Toaster und einem Wasserkocher auch einen Sandwichtoaster beinhaltete. Man kennt das ja – zwei Weißbrotscheiben mit Käse dazwischen. Gibt es in den Niederlanden in jeder Kneipen und heißt dort „tosti“. Für uns Deutsche allerdings war das Gerät damals eine ziemliche Sensation und wir toasteten, was die Leitung hielt. Neben Gouda fanden auch Frischkäse, Thunfisch, Zwiebeln und Gurken Verwendung. Inhaltlich setzten wir uns da keine Grenzen, aber manchmal ließen wir uns aus Zeitmangel ein Spiel an den Tisch bringen.