
Kölsch im Angebot, Kölner Altstadt 2011
Mein erstes Bier trank ich – Kind kulturbürgerlicher Eltern, denen gelegentlich das für Gäste gekaufte Bier im Keller schlecht wurde – erst nach meinem 16. Geburtstag. „Gesetzlich ja so vorgeschrieben“, mag man jetzt denken, ohne zu wissen, dass die Gesetze in meiner Heimat in der Nordeifel in Sachen jungendlichen Bierkonsums, nun, sagen wir „etwas weitläufiger“ ausgelegt werden. Trinken lernte man dort für gewöhnlich nicht erst bei der Bundeswehr.
Mein erstes Mal geschah auf einem Zeltplatz mit dazugehöriger Grillhütte auf halbem Wege zwischen Schule und Zuhause, auf dem wir für zwei Tage kampierten, um den Abschluss der 10. Klasse zu feiern. Die Sonne ging langsam unter, ein batteriebetriebener Kassettenrekorder spielte REMs „Loosing my religion“ in einer gefühlten Endlosschleife und hier und da wurde bereits geknutscht. Irgendwer hatte einen Kasten Pils organisiert und irgendwann hatte ich genug Cola getrunken und ausreichend Mut gesammelt, um mir eine Flasche zu nehmen. Das Bier war lauwarm und schmeckte bitter. Die Kohlensäure schoss mir durch die Nase. Den Rest des Abends verbrachte ich damit, den Inhalt der Flasche diskret in den Brennnesseln zu entsorgen, während um mich herum im wörtlichen wie im übertragenen Sinne die Lampen angingen.
Danach kam lange Zeit nichts und dann der Erstkontakt mit einem gebürtigen Kölner in einer Aachener Micro-Diskotheque. Wieder hatte ich genug von Cola und plötzlich auch ausreichend Mut, um ein gemeinsames Getränk vorzuschlagen. Die Antwort war lauwarm und bitter: „Ach, vielleicht später.“ Diesmal aber, vielleicht in einer Vorahnung der zukünftigen Bedeutung dieses Moments, schlug ich mich nicht seitwärts in die Büsche. Frei nach Loriot dachte ich: „Das muss gehen, die anderen machen das doch auch!“ und blieb stehen. Und siehe da, der Abend endete mit einem gemeinsamen Kölsch, das mir so angenehm kühl und süffig vorkam, wie kein anderes Getränk zuvor in meinem Leben. Beiden bin ich seitdem treu geblieben.