Das Haus der Geschichte in Bonn beschäftigt sich in einer Wechselausstellung mit dem Titel „Is(s) was?!“ mit der Geschichte von Essen und Trinken in Deutschland. Im Rahmen der sogenannten IssWas-Woche (15. bis 21. Juni) sind Hobby-Köch/innen und Profis, Foodies und Gelegenheits-Gourmets eingeladen, ihre Bilder, Anekdoten und Rezepte auf den Social-Media-Portalen des Museums zu teilen. Im Rahmen eines Tweetups am 22. Juni um 12.00 werde ich vor Ort in der Ausstellung die schönsten, lustigsten und skurrilsten Beiträge präsentieren und zur Diskussion stellen.
Jeden Tag stellen wir auf Facebook & Twitter eine andere Frage – heute:
Esst Ihr eigentlich Fleisch?
Ja, ich esse Fleisch und ich esse auch gerne Fleisch. Ein Tier zu töten, um es anschließend aufzuessen, halte ich für keine unbedingt schöne, aber unter bestimmten Voraussetzungen dennoch ethisch vertretbare Angelegenheit. Nachdem ich aber vor ein paar Jahren Jonathan Safran Foers „Eating Animals“ gelesen hatte, nahm ich mir vor, einmal herauszufinden, wie mein Verhältnis zu Fleisch abseits des Tellers denn so beschaffen ist. Es ist bekanntermaßen ja relativ einfach die Verbindung zwischen lebendigem Tier auf der einen und Lammkotelett, Entrecôte oder Currywurst auf der anderen Seite auszublenden. Was aber geht in mir vor, wenn ich das Tier noch als solches erkennen kann.
Weil ich Schweine nicht nur als Lebensmittel sondern auch als Lebewesen sehr faszinierend finde und weil ich gerade ein spanisches Kochbuch mit einem Rezept für frittierte Tapas aus Schweinsfüssen geschenkt bekommen hatte, bestellte ich selbige beim Biometzger meines Vertrauens. „Füße“, dachte ich, „sind ein guter Anfang, weil sie mich zumindest nicht mit ihren kleinen traurigen Augen anschauen können.“
Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch trug ich eine schwere Papiertüte nach hause. Nachdem ich eine Weile um die Küchenzeile herumgeschlichen war, traute ich mich dann doch ans Auspacken, um erstaunt feststellen zu müssen, dass Schweinehaut (ohne Borsten) so weich und zart ist, dass ich fast gar nicht mehr mit dem Anfassen aufhören mochte. Die Erkenntnis nach dem Kochen bestand darin, dass so ein Schweinsfuß unglaublich viele kleine Knochen und ebensoviel Collagen enthält, welches beim Auskühlen, mit frischer Petersilie vermischt, zu einem nicht unappetitlichen Gelee erstarrte. Etwas abstoßendes oder ekelerregendes konnte ich persönlich nicht entdecken. Ganz im Gegenteil, dem frittierten Endprodukt fühlte ich mich auf seltsame Weise verbunden. Trotzdem verschleierte ich den Gästen am Abend die genaue Zutatenliste. Die wunderbare Beschaffenheit eines Schweinefußes soll mal jeder schön für sich selber entdecken.