Es gibt lästerliche Personen, die behaupten, dass die höchste schattenspendende Pflanze des Kreises Heinsberg der Grünkohl sei. Man hört diesen Spruch gelegentlich aber auch in der Zuckerrübenversion, je nach Jahreszeit. Dabei muss sich der Kreis Heinsberg aus kulinarischer Perspektive keinesfalls verstecken. Hier wurde immerhin der Eierlikör erfunden, die sandigen Böden eignen sich zum Spargelbau, es gibt einen Schlemmermarkt mit überregionaler Strahlkraft und mit dem Wassenberger Sämling sogar eine eigene, ganz besondere Pfirsichsorte. Wer kann das schon bieten?
Und außerdem gehört der Grünkohl ja immerhin auch zu den Gemüsesorten, die sich in verschiedenen Regionen dieser Republik großer Beliebtheit erfreuen. In den benachbarten Niederlanden, mit denen der Kreis Heinsberg seine wenigen Bodenerhebungen teilt, heißt der Grünkohl übrigens „boerenkool“. In diesem Fall rührt sein Name also nicht von seiner Beschaffenheit und Farbe, sondern vermutlich von dem Personenkreis, der früher winterlang auf seinen Verzehr angewiesen war, wenn das platte Land in Eis und Schnee versank. Wie in Deutschland auch, gibt es nach dem ersten Frost auf den Feldern einen regelrechten Sturm auf die hochgewachsene Kohlsorte, die gekocht und mit Kartoffeln versehen zu einem appetitlichen Brei zerstampft wird. In Deutschland isst man, je nach Breitengrad, Pinkel oder Mettwurst dazu, in den Niederlanden, wie übrigens zu allen stamppot-Gerichten, eine ordentliche Gelderse Rookworst, entweder vom Metzger des Vertrauens oder der Kaufhauskette HEMA. Wie dem auch sei, grundsätzlich freut man sich – ob im Verein oder als Individuum – in beiden Ländern über die Ankunft des ersten Kohls auf dem Markt. Mit dem Grünkohl hat die Natur uns nämlich ein kleines Geschenk gemacht, reich an Vitamin C wird er mit dem ersten Frost genau dann erntereif, wenn aufgrund der permanenten Dunkelheit ohnehin keinen Bedarf an Schatten mehr besteht.