Frankfurt reißt mich kulinarisch hin und her. Auf der einen Seite werde ich bei den gelegentlichen Besuchen auf dem Bauernmarkt auf der Konstablerwache ganz neidisch und wünsche mir vergleichbare Weinstände nebst Kartoffelwurst auch fürs Rheinland. Andererseits kann ich mich bekannterweise nur sehr schwer mit Apfelwein anfreunden. Grüne Soße habe ich zwar noch nicht oft gegessen, bislang fand sie aber immer meinen Gefallen. Von Frankfurter Kranz, den es ordentlich in Frischhaltefolie verpackt, sogar in der Cafeteria in der Uni Frankfurt gibt, einmal ganz zu schweigen. Die Rindswurst hingegen ist wiederum nicht so meins.
Mit Freund F. besuche ich die Kleinmarkthalle, die mich in ihrer bürgerlichen Beschaulichkeit immer wieder fasziniert. Versprochen wurde mir ein Frikadellenbrötchen, dessen hohe Qualität nur noch von den charakteristischen Eigenheiten des hübschen Verkäufers mit dem Spitznamen „Öhrchen“ in den Schatten gestellt würde. Die Zwischenmahlzeit erwies sich als triftiger Reisegrund, die Öhrchen kann ich aufgrund der Dienstbefreiung des besagten Frikadellenfachverkäufers leider nicht beurteilen. Doch damit nicht genug. „Auf“, sagt Freund F., „wir essen noch eine Rindswurst.“ Wir spazieren hinüber zum Stand von Frau Ilse Schreiber, die mit ihren sechs Wurstsorten (Fleischwurst mit und ohne Knoblauch, Rindswurst mit und ohne Knoblauch, Gelbwurst und Krakauer) schon seit Jahrzehnten so etwas wie eine lokale Institution ist. „Sie hatten eine Rindswurst mit Brot“, sagt sie zu F. und weist mit der gerade wie eine Banane geschälten Wurst auf mich, „er hatte eine mit Wasserweck.“ Auf einer an der Wand angebrachten Ablage verzehren wir unsere Würste. Mir ist auch an diesem Stand der typische Geschmack etwas zu streng, während Freund F. mit sichtlichem Genuss vor sich hin kaut. Aber letztendlich ist gutes Essen ja immer auch eine Frage der guten Begleitung. Lecker war’s!