Einmal trank ich auf Gran Canaria in einer billigen Bar einen billigen Cocktail. Das kann einem auf dieser Insel ja schon einmal passieren. Während der Rest der Reisegesellschaft die Aussicht genoss, beschäftigte mich eher die Angst, die fluoreszierenden Eigenschaften des Getränks, das vage nach Multivitaminsaft und Doppelkorn schmeckte, könnten nach Konsum auf mich übergehen. Dem war aber Gott sei Dank nicht so.
Cocktails – vor allem die, die im tropischen oder subtropischen Urlaub getrunken werden – sind ja gerne ziemlich groß und ziemlich bunt. Das hängt vermutlich mit unseren Assoziationen von einem unbeschwerten und kindlichen Leben, zum Beispiel in der Karibik, zusammen. Umso erstaunter war ich, als ich vor einigen Jahren eine Likörfabrik auf der niederländischen Insel Curaçao besichtigte und erklärt bekam, dass die ursprüngliche Version der Inselspezialität farblos, in dieser Form abseits der Insel aber nicht zu kaufen sei. Desillusionierend – mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Produktion überhaupt nur durch eine ordentliche Fehlinvestition in Gang kam, als nämlich die Spanier im 16. Jahrhundert feststellten, dass von den von ihnen vor Ort angebauten Orangen allenfalls die Schale brauchbar war.
Mit Curaçao blue eingefärbten Orangensaft nannte man früher Grünspan oder grüne Witwe und ich erinnere mich dunkel, dass meine Mutter nach ihrem einzigen Besuch in unserer örtlichen Diskotheque namens Tanzbar San Diego (zwischen Heißmangel und Pfarrkirche gelegen), zu dem sie von ihren Kirchenchorschwestern animiert worden war, von einem derartigen Getränk erzählte. Später dann, als ich im jugendlichen Alter meine Geburtstage zwar nicht in der örtlichen Tanzbar, wohl aber in der heimischen Garage feiern durfte, übte eine alkoholfreie Version des niederländischen Herstellers Bols eine kurze Zeit lang einige Faszination aus. Hätten wir damals das Licht ausgemacht – wir hätten sicherlich innerlich geleuchtet.