
Krabbencocktail in Tomate, Aachen 2011
Cocktailsoße kam jahrelang aus Belgien, von Devos & Lemmens in einfachen Gläsern mit Schraubverschluss. Die gab es zu besonderen Anlässen manchmal mit Krabben zu einer Vorspeise gemischt – neben Spargelröllchen und mit Thunfisch gefüllten Dosenpfirsichen, Palmen- und Artischockenherzen. An Cocktailsoße interessierte mich vor allem die Farbe und die Tatsache, dass Whiskey enthalten war – dieser kerligste aller Brände. So was, dachte ich, macht man nur in Belgien.
Einmal vergaß ich in Brügge die Dimensionen in denen belgische Gerichte mitunter auf den Tisch kommen. In einem hübschen Restaurant mit dem bezeichnenden Namen „De Vlaamsche Pot“ bestellte ich „Cocktail Garnaal“ als Vorspeise, ein Gericht mich aufgrund der in ihm enthaltenen Menge an Nordseegarnelen, Cocktailsoße, Salat und Tomaten zeitnah erledigte. Zwar weiß ich dank der Apothekenumschau, dass es so etwas wie einen Eiweißschock gar nicht gibt, aber die schiere Menge Schalentiere machte einen konzentrierten Verzehr des Hauptgerichtes (Waterzooi met kip – Huhn in großzügiger Sahnesoße) nahezu unmöglich. Das im selbigen Restaurant erworbene, gleichnamige Kochbuch rechnet übrigens stattliche 800g gepulte Garnelen für vier Personen. Die dazugehörige Soße kommt natürlich nicht aus dem Glas, sondern wird aus Mayonnaise, Whiskey, Tomatenketchup, Pfeffer, Salz und Tabasco zubereitet und mit einem Viertelei und etwas gehackter Petersilie auf einem Salatbett in ein Cocktailglas sortierten Garnelen angerichtet.
Cocktails scheinen auch in Deutschland einmal eine beliebte Sache gewesen zu sein. Dr. Oetkers Kalte Küche bietet neben fünf unterschiedlichen dazugehörigen Soßen auch Rezepte für sage und schreibe 15 verschiedene Cocktails, darunter natürlich Krabben und Spargel, aber auch Zunge und Pfifferlinge. Für alle jedoch gilt Regel Nummer 4: „Zum Anrichten nach Belieben eine Spritzer Portwein oder Weinbrand kurz vor dem Servieren darüber geben.“ Dem Autor gefällt das!