
Der Besuch von Weingütern oder anderen Produktionsstätten von alkoholischen Traditionsgetränken kostet mich immer ein wenig Überwindung. Nicht, weil ich nicht gerne trinken würde.
WeiterlesenDer Besuch von Weingütern oder anderen Produktionsstätten von alkoholischen Traditionsgetränken kostet mich immer ein wenig Überwindung. Nicht, weil ich nicht gerne trinken würde.
WeiterlesenAls wir in den Ort hineinfahren, sehen wir den Markt. Wir sind in Lannion, weil der dortige Supermarkt laut Google auch sonntags geöffnet hat. Es ist Ebbe und wir parken am Ufer des Flusses Léguer, der um diese Uhrzeit fast komplett leergelaufen ist. „Lass uns erst mal hier gucken“, sage ich. Ein gutes Dutzend Marktstände mit Obst und Gemüse, ein bisschen Fleisch und Wurst, sowie appetitlich duftenden Hähnchen vom Grill.
WeiterlesenMarkt in Carnac Downtown – T-Shirts mit Ananas, Putzmaterial auf Teleskopstangen und geflochtene Einkaufskörbe. Auch der Olivenstand ist gut besucht. Ein älterer Herr aus den Niederlanden geht mit einem Zahnstocher in der Hand das gute Dutzend Schüsseln mit diversen Olivenschüsseln ab und probiert sich durch das Assortiment. Seine Frau kauft derweil ein. Eine Plastikschale mit Kalamata, Mexicaine und zum Schluß noch einen großen Löffel mit Tapenade. „20 Euro und 20 Cent“, sagt der Händler, der suchaufgrund einer Behinderung geübt aber etwas seltsam hinter seinem Stand hin und her bewegt. Die Frau zögert einen Moment und reicht ihm einen 50-Euro Schein. Der junge Brite neben uns beschränkt sich dann doch lieber auf eine Sorte. Ich kaufe Mix Apero, mit 1,99 Euro pro 100 Gramm die billigste Sorte. Satte, würzige Oliven in drei Farbabstufungen. „Ich habe zu danken“, sagt der Olivenhändler und humpelt zum nächsten Kunden. Am Käsestand zahlen wir elf Euro für ein unglaublich leckeres Stück Secret Bichonne und einen Selles sur Cher. „Eine Rosette de Lyon kostet sechs, zwei gibt’s für zehn“, sagt der freundliche junge Mann am Wurststand. „Ordentlich“, sagt P., „gut 20 Euro für ein Picknick.“
In fast jeder Stadt in Frankreich gibt es eine Markthalle, in den größeren häufig sogar mehrere. Immer häufiger jedoch sind die gar nicht mehr oder nur noch teilweise in Gebrauch. Das liegt – wie bei uns – sicherlich auch an einer Verschiebung des Einkaufsverhaltens in die Randzonen der Städte, in die riesigen Supermärkte in den Industriegebieten. Mit dem Unterschied allerdings, dass das Angebot an Milch- und Fleischprodukten, Fisch und Gemüse in einer Qualität angeboten wird, die in Deutschland niemals in einem Supermarkt zu finden wäre. Aber das ist einen eigenen Text wert. Während die Markthallen also zunehmend verwaisen, weil man doch lieber mit dem Renault Grand Scénic bequem auf einen kostenlosen Parkplatz fährt, bleiben die Wochenmärkte außerhalb der Hallen. Zumindest dort, wo es ausreichend Touristen gibt
Es gibt Fähigkeiten, bei denen man sich genau erinnern kann, wann und von wem man sie gelernt hat. Schnürsenkel binden zum Beispiel ( von der Mutter einer Mitschülerin) oder Papier entlang einer Linie falzen und dann gerade zerreißen (Oma mütterlicherseits). Beides konnte ich relativ früh. Viel später lernte ich hingegen, wie man einen Rochenflügel fachgerecht verzehrt. In diesem Fall vor ziemlich genau elf Jahren auf meiner ersten Reise in die Bretagne von Freundin N.
Der Grund unserer Anwesenheit in einem Feriendorf war übrigens ein zweiwöchiges Bollywood-Seminar, aber das ist eine andere Geschichte. In jedem Fall wurden wir mit rund 80 anderen Studierenden zentral versorgt. Vollpension versteht sich. Das Küchenteam sorgte abwechselnd für Belustigung (etwa mit Thunfisch-Lunchpaketen für Vegetarier), für Abneigung (mit dicken, warmen Blutwürsten zu grünen Bohnen) und schlussendlich auch für Verwirrung – beispielsweise durch das Servieren von Rochenflügeln mit Kapernbutter. Denn auch wenn eine nicht unbeachtliche Anzahl der überwiegend jungen Menschen dem Verzehr des Knorpelfisches nicht abgeneigt waren, wusste jedoch kaum jemand, wie man dies anstellen sollte. Ganz anders Freundin N., die vermutlich welterfahrenste von uns allen, die mir kurzerhand, wenn auch ein paar Sekunden zu spät, erklärte, dass man den Flügel niemals schneiden dürfe, den Muskel stattdessen immer mit dem Messer in die richtige Richtung schaben müsse.
Und auch wenn es elf Jahre gedauert hat, bis ich wieder einmal Roggenflügel mit Beurre Blanc und Kapern auf dem Teller vor mir finde, das habe ich mir gemerkt. Es gibt eben Fähigkeiten, bei denen man sich genau erinnern kann, wann und wo man sie gelernt hat.
RESTAURANT TY COSY | Avenue du Dr Pierre Nicolas | Concarneau
Auch im doch schon deutlich touristischeren Quimper ist der Sonntagabend gastronomisch ein Problem. Zunächst einmal lässt uns das Internetz im Stich, das uns vorab versichert, der E. Leclerc frais auf der Rue de Stang Bihan habe sonntags ganz sicher bis 19.30 auf. Vor Ort jedoch ist ein vergessener Einkaufswagen der einzige Besucher auf dem Parkplatz. „Schwierig“, sagt auch unsere Vermieterin und runzelt die Stirne, „es gibt eine Superette und bestimmt hat eine Crêperie in der Stadt auf. Die Superette ist ein Carrefour City, der allerdings auch schon geschlossen hat. Aber wir haben Glück im Unglück – am Place au Beurre (nomen est omen) herrscht nicht nur bei einer, sondern gleich bei vier Crêperien noch reger Betrieb. Wir entscheiden uns für Le Corentin, ein wenig am Rand gelegen, schlicht, weil ein handgeschriebenes Schild darauf hinweist, dass die verwendeten Mehle Bio-Qualität haben.
„Möchten Sie in der Sonne sitzen, im Schatten oder doch lieber drinnen. Obwohl, wir haben nicht mehr lange Sonne …“ Eine fröhliche ältere Frau in einem langen Blumenrock nimmt uns in Empfang. Mit dem deutschen Ehepaar am Nachbartisch spricht sie französisch und bemerkt gleich nebenbei, dass sie weiß, dass sie nicht verstanden wird. „I will try my very best English“, sagt sie lachend zu uns und schwenkt zurück ins Französische. „Was möchten Sie trinken? Cidre? Nehmen Sie am besten doch eine ganze Flasche, es ist so heiß heute. Wir haben zwei Sorten. Der eine … naja, wenn Sie mich fragen, der schmeckt ein wenig wie Apfelsaft. Aber das ist nur meine Meinung. Der andere, also der hat so ein bisschen …“ Sie macht ein Geräusch mit der Zunge. „Also der wird ihnen schmecken.“
Wir folgen ihrem Rat und beobachten, wie ein französisches Ehepaar im Restaurant ganz unbekümmert drei herzhafte Crepes hintereinander verzehrt. Pro Person versteht sich. Dann bestellt die Frau noch eine Kugel Eis. Als sie gehen, bekommt ihr Mann noch ein süßes Crêpe auf die Hand. Auf’s Haus. Der kleine pelzige Hund aus dem Café nebenan kommt zu Besuch und bleibt erwartungsvoll schnuppernd vor unserem Tisch stehen. Zwei kleine Mädchen folgen ihm mit ihren Sandalen platschend über das heiße Pflaster.
Die Kellnerin wirft einen wohlwollenden Blick auf die bereits geleerte Cidre-Flasche. „Waren Sie heute am Strand? Sie haben Farbe. Nein? Nicht am Strand? Ich war heute nachmittag am Strand“, sie breitet die Arme zum symbolischen Sonnenbad aus, „wie auf den Bahamas war das! Nehmen Sie noch etwas?“
CRÊPERIE LE CORENTIN | 3 Rue du Sallé | Quimper