ethnografische notizen 258: köln in zeiten von corona

Mangal Döner, Kalker Hauptstraße, Köln, 23.03.2020

Kalk

Der mit Aufklebern übersäte Eingang der veganen Kultkneipe Trash Chic in der Wiersbergstraße ist geschlossen, es gibt keinen Hinweis auf eine irgendwie außergewöhnliche Situation. Auch auf der anderen Straßenseite, bei der Bambule Kaffeebar, sind die Rollläden unten, aber hier steht immerhin die Tür offen. Weiterlesen

ethnografische notizen 253: köln in zeiten von corona

Hahnenstraße, Köln, 19.03.2020

Innenstadt & Belgisches Viertel

Vorbei an Konrad Adenauer fahre ich an die Seite von St. Aposteln und mache mein Fahrrad an einem Laternenpfahl fest. Der Betrieb im Olivia Culinaria läuft wie immer, nur gerade ohne Gäste. Weiterlesen

Supermarkt-Challenge 02/07

Bevor wir mit den Porträts loslegen, müssen wir noch einmal eine Runde drehen. Auf der Kalker Hauptstraße, aber auch gedanklich – denn schon während der Vorbereitung wird deutlich, dass die eigentliche Challenge woanders liegt. Weiterlesen

soulfood düren – #003

Düren. Ich mache mich auf die Suche nach den kulinarischen Vorlieben, Erinnerungen und Gewohnheiten dieser Stadt mit deutschem Durchschnitt. Zwischen Köln und Aachen, zwischen hier und da. Ungeliebte Stadt, weggebombt und Annakirmes, Underdog, Papier. Reden wir drüber, denn sprechen über Essen und Trinken heißt sprechen über das Leben, die Liebe und die Stadt …

13.10.2016

In der Facebook-Gruppe „Düren, unsere Stadt“ poste ich morgens die Frage nach der kulinarischen Identität der Stadt. „Bin für jeden Tipp dankbar“, schreibe ich und hoffe, dass es vielleicht jemanden gibt, der am Donnerstagmorgen die Zeit findet, mir zu antworten. Als ich mich am Abend verabschiede, bin ich im Besitz eines riesigen Pakets von Empfehlungen, Hinweisen, Telefonnummern und Namen. „Da sage nochmal jemand, in Düren wäre nix los!“ Weiterlesen

ethnografische notizen 109: #nohogesa

Restaurant in Köln-Deutz, 25.10.2015

Restaurant in Köln-Deutz, 25.10.2015

Während der rechtsradikale Pöbel sich auf dem Barmer Platz einfindet, sammeln sich die Gegendemonstranten auf der anderen Rheinseite. Der Heumarkt ist voll. „Ungewohnt, so ganz ohne was zu trinken“, sage ich. Normalerweise haben wir an diesem Ort ein Getränk in der Hand, ein Bier am CSD zum Beispiel, einen Grauburgunder auf dem Weinfest oder einen Aperitiv beim Diner en Blanc. Heute aber geht es mal nicht ums Trinken, sondern um mehr – um ein Zeichen gegen Intoleranz und Rassismus. Deshalb stehen die Leute auf dem Heumarkt im einsetzenden Regen – ganz ohne Bier in der Hand. Eine knappe Stunde später ziehen wir über die Brücke Richtung Ottoplatz, vorbei am griechischen Restaurant Oase und am kurdischen Bona’Me. Ein bisschen unwohl ist uns zunächst, geschätzte dreihundert Meter von rund 1.000 gewaltbereiten Rechtsradikalen auf dem Barmer Platz. Die haben, so lesen wir auf Twitter, eineinhalb Stunden lang ziemliche Probleme, 50 Ordner zu benennen, die nicht vorbestraft und nicht alkoholisiert sind. Die rund 10.000 Kölnerinnen und Kölnern auf der anderen Seite des Deutzer Bahnhofs werden nicht kontrolliert, scheinen aber vorerst – trotz Höhner-Auftritt – eher auf Kaffee aus zu sein. Da es immer schwieriger wird, in den Bahnhof hinein zu bekommen, ziehen große Gruppen Richtung Deutzer Freiheit. „Liebe Gäste“, steht auf der Tafel draußen an einem Restaurant auf dem Weg, „wegen der Demo am Barmerplatz bleibt unser Lokal am Sonntag, den 25.10.2015 geschlossen!“ Nachdem im letzten Jahr noch nach den Krawallen eine Bäckerei in der Innenstadt geplündert wurde, geht man in diesem Jahr auf Nummer Sicher. Zumindest im Steakhouse. Vor der Tchibo-Filiale und dem Backwerk stehen hingegen lange Schlangen. Wir gehen ein paar Meter weiter zur Deutzer Filiale der Bäckerei Hütten. Die Demonstranten vermischen sich mit dem regulärem Sonntagspublikum, das hier seinen Kuchen holen kommt. Wir essen ein Frikadellenbrötchen, Muzen, Mandelhörnchen und Apfelkuchen. Dazu gibt es Kaffee auf der Straße. Zurück am Ottoplatz positionieren wir uns an der Seite vor der Cantina Mexicana. Wir beschließen, dass es Zeit für ein Getränk ist. Auch die Cantina steigert heute ihren Jahresumsatz. „Einen Cappuccino bitte“, sagt die Frau vor uns zur Servicekraft hinter der Theke. Die schüttelt den Kopf. „Haben wir nicht.“ „Ach dann“, sagt die Kundin, „dann nehme ich eben einen Rotwein.“ Draußen auf der Bühne erzählt Krätzchensänger Ludwig Sebus von Köln nach dem Krieg.