ethnografische notizen 277: köln in zeiten von corona

An dieser Stelle erzählen Kölner Gastronom*innen wie es ihnen gerade geht. Heute eine Stimme aus der Hotellerie.

Interview mit Grit Pauling, 25hours The Circle

Grit Pauling, 25hours The Circle, Köln (Foto: 25hours)

Die Hotelfachfrau übernahm im Frühjahr 2019 als General Manager die Führung des 25hours mit dem Restaurant Neni und der Monkey Bar im ehemaligen Gerling-Gebäude.

1. Wie war das, den Laden zuzumachen?

Das kam für uns Schritt für Schritt, zunächst durften wir ja noch die Hotelgäste bewirten. Es gab dann eine Betriebsversammlung mit allen Mitarbeitern, in der wir die Schließung des Restaurants und die Barschließung – die Monkey Bar wurde ja schon zwei Tage vorher dicht gemacht – besprochen haben. Wir haben die nächsten Schritte der Company erläutert und unsere Planung für ein Kooperation mit Lieferando. Das ist schon sehr emotional, wenn man vor 60,70 Mitarbeitern steht, die natürlich alle Angst um ihren Job haben. Wir haben ja auch Leute in der Probezeit, die quasi erst eine Woche im Restaurant gekellnert haben. Aber alle sind an Bord, einbezogen und noch da.

Die Schließungen haben uns natürlich hart getroffen, aber wir haben sofort in den Überlebensmodus geschaltet und die nächsten Schritte eingeleitet – damit wir nicht ganz in Vergessenheit geraten.

Am 20. März wurde das Hotel dann komplett geschlossen. Das war wirklich surreal, wir hatten ja noch Gäste, ungefähr zehn. Denen mussten wir sagen, dass sie abreisen müssen. Wir haben sie teilweise in unseren noch geöffneten Partnerhäusern in Frankfurt und Düsseldorf untergebracht. Es gab Gäste aus Australien, die eine Europareise geplant hatten, die jetzt ins Wasser fiel. Abends haben wir zugemacht. So ein Haus steht nie ganz still, da muss immer was gemacht werden, deshalb waren noch Mitarbeiter da. Mit denen haben wir uns bei den letzten offenen Flaschen Wein zusammengesetzt und versucht, das Ganze erst einmal zu verdauen. Am nächsten Tag gab es schon einen Plan und wir sind gleich in die Vollen – Reparaturen, Reinigungsaufgaben und so weiter. Wir haben uns aufgerappelt und gleich wieder losgelegt.

2. Was macht ihr gerade?

Aktuell haben wir ja wieder Hotelbetrieb, zehn, zwölf Zimmer sind belegt. Wir machen Frühstück für die Gäste, das sie sich abholen können. Wir verteilen Flyer, topfen gerade alle Pflanzen um und legen auf der Terrasse einen Kräutergarten an.

Seit dem 01.04. bieten wir auch Take-away an und arbeiten mit Lieferando zusammen. Das kommt gut an. Wir haben natürlich einige Herausforderungen zu bewältigen, weil wir das Projekt so schnell ins Leben gerufen haben. Wir probieren uns beispielsweise noch an den Verpackungen aus: Was funktioniert bei unseren Gewichten? Läuft das aus? Gestern habe ich einen Anruf von einer Dame bekommen, die schon mehrmals bestellt und abgeholt hat. Die fand das ganz toll und ist sehr happy. Das ist schön zu hören. Natürlich zahlen wir hohe Margen an den Kooperationspartner und es wäre auch gelogen, wenn wir sagen würden, dass wir damit überleben können. Aber das Take-away hält die Mitarbeiter wach und es lässt uns nicht in Vergessenheit geraten. Wir wollen das später beibehalten, und jetzt ist die beste Zeit, dafür zu trainieren.

3. Was werdet ihr als erstes machen, wenn die Krise vorbei ist?

Das sind wir tatsächlich schon dran, mit dem ganzen Team. Wir werden das von Stadt zu Stadt unterschiedlich machen, aber es gibt schon Pläne. Ob das jetzt Jumping- oder Sharing Dinner sind, bei denen man vor Ort neue Leute kennenlernt. Wir wollen, wenn alles wieder offen ist, dass auch die Kölner Gäste das Hotel noch einmal erleben können.

Daran arbeiten wir gerade: das 25 hours auf allen Kanäle und Outlets wieder zum Leben zu erwecken. Das wird companyweit unterschiedlich passieren, je nach Auflagen. Da sind wir kreativ und können es kaum erwarten, das „defrosting“ endlich einläuten zu können.

Interview vom 16.04.2020