soulfood düren – #003

Düren. Ich mache mich auf die Suche nach den kulinarischen Vorlieben, Erinnerungen und Gewohnheiten dieser Stadt mit deutschem Durchschnitt. Zwischen Köln und Aachen, zwischen hier und da. Ungeliebte Stadt, weggebombt und Annakirmes, Underdog, Papier. Reden wir drüber, denn sprechen über Essen und Trinken heißt sprechen über das Leben, die Liebe und die Stadt …

13.10.2016

In der Facebook-Gruppe „Düren, unsere Stadt“ poste ich morgens die Frage nach der kulinarischen Identität der Stadt. „Bin für jeden Tipp dankbar“, schreibe ich und hoffe, dass es vielleicht jemanden gibt, der am Donnerstagmorgen die Zeit findet, mir zu antworten. Als ich mich am Abend verabschiede, bin ich im Besitz eines riesigen Pakets von Empfehlungen, Hinweisen, Telefonnummern und Namen. „Da sage nochmal jemand, in Düren wäre nix los!“

Bäckerei Reinartz, Düren, Oktober 2016

Bäckerei Reinartz, Düren, Oktober 2016

Bäckerei Reinartz

Auf dem Weg zum Termin habe ich noch ein bisschen Zeit und mache einen Umweg über die Oberstraße. Die Bäckerei Reinartz habe ich bereits mehrfach empfohlen bekommen. Zwei Bäckereien gebe es noch in der Innenstadt, die nicht Teil einer Kette seien, wurde mir gesagt. Der Laden ist kleiner als ich erwartet habe. Im kräftigen Orangerot der späten 1970er. Auf dem Querstrich des „R“ am Beginn des geschwungenen Namenszugs über dem Schaufenster balanciert ein Gugelhupf. Vor dem Türgriff aus poliertem Messing im selben Design versorgt eine Frau einen kleinen Jungen im Kinderwagen mit Brötchen. „Möchtest du das süße oder ein normales?“ Ich warte, bis das Kind sich entschieden hat, so viel Zeit muss sein (süß – wer hätte das gedacht?). Drinnen betrachte ich das gut gefüllte Brotregal, während die Kundin neben mir die Einkäufe in ihrer Tasche verstaut. Die Verkäuferin heißt Frau C., zumindest steht das auf ihrer gestreiften Schürze. „Bitteschön“, sagt sie und schaut mich freundlich an. „Ich brauche noch einen Moment“, antworte ich, „was können Sie denn empfehlen?“ „Nehmen Sie das Roggenbrot“, sagt die Dame neben mir und legt mir die Hand auf den Arm, „und die Olivenstange, die ist Spitze.“ Mit der Hand macht sie eine Kussgeste und verabschiedet sich. Da ist sie, die kulinarische Identität Dürens, denke ich. Und weil es mir hier so gut gefällt, kaufe ich neben einem kleinen Roggenbrot auch noch ein halbes Pfund Schwarzbrot. „Das haben wir hier hinten liegen“, sagt Frau C., „vorne liegen die kleinen Scheiben, die haben die älteren Leute lieber.“