miniportion 372: weiße limo

Weiße Limo auf Dänisch, Padborg 2014

Weiße Limo auf Dänisch, Padborg 2014

In meiner Jugend besuchte ich einmal die Karl May-Festspiele in Elspe. Das liegt bei Olpe im Sauerland und außer den besagten Aufführungen auf dem Kalkriff der sogenannten Attendorn-Elsper Doppelmulde gibt es dazu nicht sonderlich viel zu sagen. Aber in Kombination mit einem Autogramme verteilenden, vermutlich aus Ostdeutschland stammenden Indianer und einem spektakulären Auftritt von Pierre Brice reichte das schon aus, um den Ausflug zum Höhepunkt der Ferienspiele zu machen. An viel mehr Details kann ich mich leider nicht mehr erinnern, was der inzwischen vergangenen Jahre geschuldet ist und vielleicht auch der Tatsache, dass Karl May mich trotz der vielen spärlich bekleideten Männer nie besonders interessiert hat. Lediglich Miranda ist mir im Gedächtnis geblieben, eine etwas dralle und ebenso resolute Saloon-Besitzerin, die, wenn ich mich recht erinnere, während des Stücks von den Indianern entführt wurde oder so etwas in der Art. Damals verwechselte ich in der Aufregung das „a“ ihrem Namen mit einem „i“ und fragte mich, was das für Eltern sein müssen, die ihr Kind nach einer Limonade benennen. Aber in diesem Eintrag soll es weder um jene Miranda noch um ein Orangenfruchtsaftgetränk namens Mirinda gehen, die übrigens spanischen Ursprungs ist und deren Markenbezeichnung auf Esperanto so viel wie „wunderbar“ bedeutet. Stattdessen ist dieser Text allen authentischen Zitronenkracherln gewidmet, die in der Familie meines Mannes traditionell als „weiße Limo“ bezeichnet werden. Diese Konvention sorgte in der Anfangsphase unserer Bekanntschaft hin und wieder für Irritationen, weil ich mir unter einer weißen Limonade allenfalls ein wenig attraktives Milchmixgetränk vorstellen konnte. Heute aber, weiß ich was gemeint ist und nutze den Ausdruck manchmal selbst, wenn es mal schnell gehen muss. Vermutlich bin ich aber der einzige Mensch, der Miranda zu gelber Limonade sagt.