Als Kind konsumkritischer Eltern kam für mich ein Besuch eines Schnellrestaurants, wie man McDonalds damals in kulturbürgerlichen Kreisen noch nannte, nicht in Frage. Interessant war Fastfood natürlich schon und manchmal eröffneten sich auch mir Möglichkeiten, meine Neugierde zu befriedigen. Zum Beispiel 1985, als Schulfreund T. anlässlich seines Geburtstags eine Auswahl von Mitschülern und -schülerinnen zum gemeinsamen Kinobesuch („Otto – Der Film“) und zur anschließenden Geburtstagsfeier in die benachbarte McDonalds-Filiale einlud. Das fand ich beides sehr aufregend. Der Film führte dazu, dass ich mehrere Wochen Otto Waalkes imitierte, der Besuch bei McDonalds hingegen die exotische Bekanntschaft mit Cheeseburger, Chicken McNuggets und süßsauerer Soße. Erstere blieb mir jedoch weiterhin fremd. Vor allem wohl, weil ich schon früh fürchtete, davon nicht satt zu werden. Das änderte sich erst, als ich in die USA ging. Vorher las ich noch einen Bericht im Magazin der FAZ über den korrekten Verzehr eines Hamburgers, bei dem beschrieben wurde, wie dem Journalisten Fleischsaft und Ketchup den Arm herunterlief. Das konnte ich mir kaum vorstellen, waren die mir bekannten Standardprodukte doch eher eine trockene Angelegenheit. Einmal im Wilden Westen angekommen wurde ich schnell eines besseren belehrt – von meinem Gastvater am Grill auf der Terrasse oder bei In-NOut Burger auf Wochenendtrips Richtung Kalifornien. Das war nicht nur in der Qualität ein ganz anderes Kaliber und meine Befürchtungen, nicht satt zu werden, verflüchtigten sich unverzüglich.
Knapp 30 Jahre nach Otto und den Chicken McNuggets hat mit den Burgerbuden ein Stück amerikanisches Küchenhandwerk Einzug in deutsche Großstädte gehalten. Ein Cheeseburger ist aber nach wie vor etwas Besonderes für mich, das besonderen Momenten vorbehalten ist. Beispielsweise auf dem Weg nach Hause am Ende langer Nächte. Dann freue ich mich wie damals, allerdings ohne ostfriesischen Akzent.